Es erzählt von wunderbaren Begebenheiten und Zuständen, die dem Naturgeschehen widersprechen und an sich unglaubwürdig sind. Diesseitige
und jenseitige (magische) Welt stehen in dauernder Verbindung.
Trotz dieser Art "Zweiweltenerzählung" ist es undimensional, d.h. beide Welten liegen auf einer Ebene und gehen ineinander über.
(Bsp. Der Held begegnet auf der Straße dem magischen Wesen) Der Märchenhörer vollzieht diesen Wechsel ohne Überaschung mit.
Nicht alles kann geschehen, nur dass, was sich dieser Ordnung einfügt. Vereinfacht formuliert: das Gute siegt, das Böse unterliegt. Eine einfache, ursprüngliche Volksmoral, die dem Gerechtigkeitssinn des Kindes entspricht.
Die Charaktere sind nicht wandelbar sondern festgelegte Typen. Auf eine ausführliche Beschreibung wird verzichtet. Sie werden in
sparsamen Strichen gekennzeichnet ("sie war fromm und gut"). Um so mehr werden sie in der Handlung lebendig und auch hier
ist das wichtigste Mittel die Polarisation - der schroffe Gegensatz wird verdeutlicht.
Die Helden der Märchen sind meistens Namenlos. Es ist die Rede vom ältesten Sohn, der Königstochter oder dem kleinen Mädchen. Oder sie
werden auf ihre Eigenschaften oder Eigenart hin beschrieben, wie z.B: Dummling, Aschenputtel, Allerleirauh.
Meistens tragen die Figuren Allerweltsnamen wie "Hans" im deutschen Märchen - "Jean" im französischen oder
"Iwan" im russischen.
Einteilen kann man hier in:
Es ist von vielen Grausamkeiten die Rede. Doch nirgendwo verliert sich das Märchen in einer detaillierten Beschreibung der
Grausamkeiten, wie es z.B. in Comics der Fall ist. Es beschreibt keine Wunden und läßt auch kein Blut fließen. Der Gerechtigkeitssinn des
Kindes verlangt die Beseitigung des Bösen und die entsprechende Strafe, die heilmachenden Elemente.
Außerdem kann das Kind in bestimmten Grenzen lernen Angst zu ertragen. Natürlich muß der Erwachsene dabei helfen und es ist sehr wichtig
eine gewissenhafte Auswahl des passenden Volksmärchens zu treffen.
Es enthält einen klaren Handlungsablauf. Fast immer enthält es eine Kettenhandlung. Im Vergleich zu den Kunstmärchen ist das Volksmärchen
handlungsfreudig.
Es ist zeitlos: "Es war einmal" , "In Zeiten als das Wünschen noch geholfen hat" ...
Es enthält keine Ortsangaben, es erzählt z.B. von einem großen Wald, von einem anderen Königreich, von einer kleinen Hütte.
Ein viel gebrauchtes Stilmittel ist die Wiederholung - drei Versuche hat der Held zur Lösung. Oft wird in der Wiederholung der selbe
Wortlaut gebraucht und gibt dadurch dem Erzähler und dem Hörer Halt.
Trotz seiner Einfachheit und Kindlichkeit liegt im Märchen ein tiefer Sinn verborgen.
Im Vergleich von Märchen verschiedenster Völker findet man